KiGo offroad

KiGo offroad
mit Kindern zu biblischen Geschichten unterwegs

Die im Folgenden beschriebenen Erfahrungen stammen aus einer der Lockdown-Zeiten von Corona.

Im Kindergottesdienst in Harscheid hatten wir uns im Mai 2020 gefragt: Können nicht die Kinder Kindergottesdienst gerade besonders gut brauchen? Können wir nicht Kindergottesdienst stattfinden lassen … wenn wir rausgehen? Wir fragten bei den Müttern der Kinder nach und erhielten positives Echo: Ja, das fänden sie gut.

Nachdem wir nun 8-mal mit den Kindern draußen waren, können wir sagen: “KiGo offroad” hat sich bewährt, es hat Kindern, indirekt auch ihren Eltern und uns Mitarbeiterinnen Freude gemacht und hat positive Nebeneffekte für die Gemeinschaft in der Kindergottesdienstgruppe (siehe unten).

Es geht uns mit den Ausflüge nicht um einen “Event-Charakter”. Wie sonst auch machen wir Gottesdienst für Kinder. Wir erleben zusammen mit den Kindern, wie Menschen der Bibel Gott erfahren haben und ihm vertraut haben und wachsen dabei in unserem Gottvertrauen. Nur, dass dies draußen in der freien Natur geschieht, abseits ausgetretener Pfade: KiGo offroad.

Was daran neu ist, haben wir unter den folgenden Punkten zusammengefasst.

Wie lange braucht man für eine Tour?

Es ist problemlos möglich, einstündige Touren durchzuführen. In Harscheid müssen wir das, weil Kindergottesdienst parallel zum Gottesdienst der Erwachsenen stattfindet.

Wir kommen mit der Zeit hin, indem wir auf jedes Ritual verzichten: kein Singen, kein Beten. Wir begrüßen uns, erzählen den Anfang der Geschichte und ziehen los …

Eine Tour – wohin denn?

Die Vorbereitung besteht darin, eine Strecke zu finden und die Tour vorher abzulaufen. Sinnvoll ist es, vorher eine biblische Geschichte ausgewählt zu haben und dann nach einer passenden Strecke zu schauen. Gibt es auf dem Weg Besonderheiten wie z.B. ein Wäldchen, einen Bach, ein Jägerhäuschen, das sich in die Geschichte einbauen lässt…?

Wenn man sich selbst in der Umgebung nicht so gut auskennt, kann es helfen, Einheimische zu fragen. Auch die Kinder kennen vielleicht besondere Plätze.

Wir waren erstaunt, wie viele brauchbare Strecken und abwechslungsreiche Landschaften es rund um unsere Kirche gibt!

Welche biblischen Geschichten sind geeignet?

Vom Prinzip lässt sich wohl jede biblische Geschichte mit einem Ausflug verbinden.

Wir hatten gezielt nach Geschichten Ausschau gehalten, bei denen Menschen unterwegs sind, und das ist in erstaunlich vielen Geschichten der Fall.

Oft gibt es in diesen Geschichten eine Notwendigkeit, sich auf den Weg zu machen. Wenn man das zu Beginn des Kindergottesdienstes kurz erzählt, dann ist es sinnfällig, gemeinsam loszuziehen.

Sind Wetter und Kleidung ein Problem?

In unserem Fall, wo Kindergottesdienst nur draußen stattfand, war es hilfreich, sich mit den Eltern kurzfristig verständigen zu können.

Wir haben deshalb mit den Eltern eine WhatsApp-Gruppe gegründet. So kann man kurz informieren, ob KiGo wetterbedingt stattfinden kann oder nicht, und kann Infos durchgeben wie z.B., dass die Kinder lange Hosen und feste Schuhe anhaben sollen, weil es einmal quer durch den Wald geht.

Umgekehrt haben uns die Eltern über WhatsApp geschrieben, wenn ihr Kind/ihre Kinder nicht teilnehmen konnten.

Wie alt sollten die Kinder sein?

Wenn die Kinder im Schulalter sind, kann man sich längere Strecken vornehmen.

Mit jüngeren Kindern funktionieren kürzere Strecken und es kann hilfreich sein, wenn die Kinder z.B. von einem Eltern- oder Großelternteil begleitet werden.

Wie viele KiGo-MitarbeiterInnen braucht es?

Prinzipiell kann sich ein/eine Mitarbeiter/in mit den Kindern auf den Weg machen.

Wenn man zu zweit ist, gibt es für das Spielen einer Geschichte mehr Möglichkeiten. So kann es z.B. spannend sein, wenn erst auf dem Weg die zweite Mitarbeiterin als weitere Person der Geschichte dazustößt (siehe unten).

Drei Beispielgeschichten

Hier stellen wir drei Geschichten vor, zu denen wir Ausflüge gemacht haben. Sie folgen nicht einer bestimmten sinnvollen Abfolge, sondern „springen“, was der Spontanität der gegebenen Situation geschuldet war.

Die meisten enthalten Elemente von Rollenspiel. Manchmal gibt es kleine Texte vorzulesen, und manchmal geht es darum, in Situationen frei zu spielen und zu sprechen. Wir haben beobachtet: In der freien Natur fällt es leichter, in Rollen hineinzuschlüpfen – besonders wenn man als Mitarbeiter/in engagiert mitspielt.

  1. Philippus und der Äthiopier
    zwei MitarbeiterInnen / Kinder suchen den Weg selbst (ähnlich einer Schnitzeljagd) / in der Gruppe sollten möglichst ein oder zwei ältere Kinder sein, weil der Jesajatext, um den es in dieser Geschichte geht, nicht leicht zu verstehen ist
  2. Der syrische Hauptmann Naaman
    eine Mitarbeiterin / Drehbuch für verteilte Rollen / wenn jedes Kind eine Rolle spielt, werden sieben Kinder benötigt / Rollen können aber auch doppelt besetzt werden
  3. Aussendung der Jünger Jesu
    zwei Mitarbeiterinnen / die Kinder sind bei dieser Geschichte aufgefordert, selbst aktiv zu sein und aus sich heraus Gespräche zu führen / engagiertes Mitspielen der Mitarbeiter/innen erforderlich!

Positive Erfahrungen

Wir haben erlebt, dass die Kinder die Ausflüge sehr gern und geradezu dankbar annehmen. Man ist zusammen auf dem Weg, man „teilt“ den Weg mit den Kindern und teilt und durchlebt gemeinsam die Erfahrungen, die die Menschen in den biblischen Geschichten gemacht haben.

Natürlich unterhält man sich nicht nur über die biblische Geschichte. Kleine Gespräche ergeben sich, in denen die Kinder von sich erzählen und man sie noch besser kennenlernt.

Das gemeinsame Unterwegs-Sein hat auch etwas Integrierendes. Ohne großes Aufhebens sind alle dabei: die iranische Mutter mit geringen Deutschkenntnissen, der Junge mit Behinderung, der kleine hyperaktive Junge. Ein Mädchen hat Freude an dem kleinen Jungen und kümmert sich um ihn, ohne dass man sie darum bittet. Und den Hund einer Kindergottesdienst-Mitarbeiterin will natürlich jeder mal führen.

Vielleicht kann “KiGo offroad” eine Möglichkeit sein, wenn man den Versuch startet, eine neue Kindergottesdienstgruppe ins Leben zu rufen oder eine schon existierende Gruppe wieder zum Leben zu erwecken.

verena.tillessen@ekir.de